Montag, 10 April 2017 17:48

tado° Heizkörperthermostate im Praxistest

geschrieben von Fabian Richter
© Smarthelpers
Bereits zur IFA 2016 wurden uns tado‘s neue Heizkörperthermostate vorgestellt, welche eine tado°-Einzelraumregelung ohne große Umbauaktionen ermöglichen sollen. Wir haben das „tado° Smart Heizkörper Thermostat Starter-Kit V3“ getestet und klären in diesem Praxisratgeber, was mit der Heizungsregelung alles möglich ist.
 

tado° Starter Kit Lieferumfang

Das tado° Starter Kit (Link) besteht aus zwei tado° Heizkörperthermostaten, einer Internet Bridge, dem für die Bridge benötigtem Netzteil und den zugehörigen Kabeln. Darüber hinaus werden jeweils drei Montageadapter für jeden Heizkörperthermostaten und einige Infomaterialien für den Privatanwender und den Fachinstallateur mitgeliefert.

tado° Starter Kit installieren

Das Starter Kit kann mit wenigen Handgriffen installiert werden. Hierfür muss zuerst die Internet Bridge mit dem Internetrouter und der Stromversorgung verbunden werden. Damit das Netzteil in eine deutsche Steckdose passt, muss dieses zuerst mit dem zugehörigen Eurostecker versehen werden. Nun kann die Internet Bridge mit Strom versorgt werden. Die mitgelieferten Kabel sind zwar chic, für unseren Geschmack aber etwas zu kurz geraten. Sollten die Kabellängen Probleme bereiten, kann ein längeres Micro-USB-Kabel (Link) und ein langes Netzwerkkabel (Link) Abhilfe schaffen. Nun können die tado° Thermostate montiert werden. Bei den in den meisten Fällen anzutreffenden Heimeier-Ventilen kann das Thermostat direkt angeschraubt werden. Bei Ventilen von Danfoss und Co. muss vorab der jeweils passende Adapter montiert werden. Die Montage des Heizkörperthermostaten wird zwar während des Anlernprozesses erläutert, wir bereiten dies jedoch bereits jetzt vor. Nachdem das Montagebajonett am Heizkörper befestigt wurde, sollte die tado° Webseite www.tado.com/start (Link) aufgerufen und ein Account angelegt werden. Das bei der Accounteinrichtung zwingend die eigene Adresse angegeben werden muss, gefiel uns nicht so gut. Eine Heizungsregelung sollte auch ohne eine Adresse funktionieren, wenn der Nutzer bewusst auf die „Ortsabhängige Heizungssteuerung“ verzichten möchte. Eine optionale Adressabfrage wäre hier wünschenswert. Nun können die tado° Internet-Bridge und die tado° Thermostate angelernt werden. Hierfür kann weiterhin die Weboberfläche oder auch die App verwendet werden. Die App ist für Android, iOS und sogar für Windows Mobile verfügbar. An jedem Thermostat befindet sich ein kleiner Aufkleber, welcher die benötigten Zugangsdaten bereitstellt. Dieser Aufkleber kann abgezogen und ins mitgelieferte „Meine Geräte“-Heft eingeklebt werden. Hier findet sich zudem die Möglichkeit, den Installationsort mit einzutragen. Dies fanden wir sehr gut. Beim Anlernen gab leider Probleme mit den Thermostaten. Diese wurden beim Aufstecken nicht erkannt, da der Taster, welcher das Aufstecken des Thermostats auf das Bajonett erkennen soll, nicht durch den zugehörigen Kunststoffstift gedrückt wurde. Laut tado° ein bekanntes Problem der ersten Thermostatgeneration. Da uns bis zum heutigen Tag kein einwandfreies Ersatzgerät zugestellt wurde, können wir leider nicht mit Gewissheit bestätigen, dass der Fehler mittlerweile gelöst wurde. Wir konnten das Problem mit etwas Paketband lösen. Isolierband funktionierte nicht, da dieses zu weich ist und zwischen Taster und Kunststoffstift zerdrückt wird. Die Klebebandlösung sollte aber nur als Zwischenlösung angesehen und die Thermostate zeitnah bei tado° ausgetauscht werden. Update  Okt. 2017: Wir haben ein neues Thermostat von Tado erhalten, welches sich problemlos montieren und anlernen lies. Das Problem scheint also gelöst zu sein. Durch den besagten Kontaktfehler wurden wir auf ein App/Weboberflächen-Problem aufmerksam. Diese zeigt nämlich stets einen Verbindungsfehler an, ganz egal ob es sich wirklich um einen Verbindungsfehler, oder wie in unserem Fall, um ein mechanisches Problem am Thermostat handelt. Um einen Verbindungsfehler ausschließen zu können, muss das Menü geöffnet und der jeweilige Thermostat ausgewählt werden. Nun muss „Gerät identifizieren“ angeklickt und gleichzeitig die Geräteoberseite angesehen werden. Zeigt diese nun „Hi“ an, liegt kein Verbindungs-, sondern ein sonstiger Fehler vor. Wir hoffen das tado° die angezeigten Fehlermeldungen nochmals überarbeitet und verfeinert. Es sollte in den meisten Fällen problemlos möglich sein, den wirklichen Grund für einen Fehler anzuzeigen. Kaum waren die Kontaktprobleme überwunden, klappte der Anlernvorgang wunderbar. Tado° hat sich beim kreieren des Anlernvorgangs augenscheinlich einige Gedanken gemacht, denn abgesehen von den Geräteproblemen, ging alles andere zügig und problemlos von der Hand. 
 

tado° Thermostatbedienung

Die Bedienung des tado° Thermostats ist denkbar einfach. Hierfür muss einzig das Drehrad im vorderen Thermostatbereich gedreht werden, bis auf dem „Display“ die gewünschte Temperatur erscheint. Wird das Thermostat auf „OFF“ gestellt, ist der Frostschutzmodus aktiv. Mehr Einstellmöglichkeiten bietet das Thermostat nicht. Leider fiel uns direkt nach der Thermostatmontage auf, dass sich das Einstellrad nur schwer drehen ließ und zudem Schleifgeräusche zu hören waren. Augenscheinlich reichte die beim Einrasten auf das Bajonett aufgewendete Kraft aus, um die Form des Gehäuses leicht zu verändern. Erst durch gefühlvolles „Kneten“ des Gehäuses konnten die Spaltmaße wieder so eingestellt werden, dass sich das Drehrad ohne Schleifgeräusche und ohne großen Drehwiderstand betätigen ließ. Hier sollte tado° noch einmal nachbessern.
 

tado° Regelverhalten

Beim Regelverhalten zeigte sich das tado°-System von seiner besten Seite. Die maximal ermittelte Temperaturabweichung lag bei +0,3°C, gemessen in der Raummitte. Das Motor-Getriebegeräusch war beim Regeln zwar hörbar, aber nicht störend. Während des mehrwöchigen Tests stellten wir zu Beginn zweimal einen massiv überheizten Raum fest, konnten die Ursache hierfür jedoch nicht ausfindig machen. Eventuell lag dies an einem automatisch eingespielten Firmware Update, denn tado° spielt Firmware Aktualisierungen selbstständig ein, ohne den Nutzer vorher zu informieren. Die per App aktivierbare „Ortsabhängige Heizungssteuerung“ funktionierte im Test gut. Nutzer sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass ein Zuhause vergessenes Smartphone für eine eingeschaltete Heizung sorgen kann, da das System in diesem Moment davon ausgeht, dass der Nutzer sich in den eigenen vier Wänden befindet.
 
Während die Regelfähigkeit durchaus überzeugen konnte, vermissten wir einen Fenstersensor, welcher das automatische Absenken der Raumtemperatur bei einer Fensteröffnung in die Wege leitet. Denn verwöhnt von anderen Systemen ertappten wir uns nicht selten dabei, dass wir zwar das Fenster geöffnet, die Heizung jedoch nicht abgedreht hatten. Ein smartes Regelsystem sollte einen passenden Sensor für Fenster und Türen mitbringen, damit der Nutzer sich wirkliche keine Gedanken mehr machen muss.
 
Aus allen Wolken fielen wir, als beim Einsatz von zwei Thermostaten in einem Raum plötzlich keine Regelung mehr möglich war, als eines der Thermostate den Kontakt zur Basis verlor. Das nicht mehr erreichbare Thermostat sorgte dafür, dass auch das zweite dem Raum zugewiesene Gerät nicht mehr angesprochen werden konnte. Fällt also beispielsweise ein Thermostat während der Urlaubszeit aus, kann der Nutzer derzeit nur noch aus der Ferne dabei zusehen, wie die Heizung das eigene Heim nach und nach in einen Ofen verwandelt. Hier sollte unbedingt noch einmal an der Software gearbeitet werden, damit der Nutzer wenigstens die Möglichkeit bekommt, den noch verbleibenden Heizkörper abzudrehen. Die vorher mühsam zusammengesparte Heizenergie ist sonst innerhalb kürzester Zeit wieder „verpulvert“.
 

tado° Energieverbrauch

Wie bei allen bisher getesteten Systemen interessierte uns auch beim tado°-Thermostat der zugehörige Energieverbrauch. Die tado° Internet Bridge verbrauchte durchschnittlich ein Watt. Erstaunt waren wir jedoch von den Thermostaten. Diese nutzten wir einige Wochen zusammen mit der Internet Bridge und im Anschluss eigenständig ganz ohne Netzwerkanbindung. Auch ohne tado° Internet Bridge verrichteten die Thermostate ihren Dienst, verbrauchten dabei jedoch augenscheinlich extrem viel Energie. Denn beim erneuten Anschluss der Bridge bekamen wir eine Mail von tado°, dass die Kapazität der Thermostatbatterien, nach rund 2 Monaten Betrieb, erschöpft seien. Leider konnten wir weder in der App, noch auf der Weboberfläche oder dem Thermostatdisplay Angaben zum tatsächlichen Batteriestatus finden. Eine solche Anzeige wäre wünschenswert und äußerst praktisch für den Anwender. Für den Batteriewechsel muss der Thermostat vom Bajonettanschluss getrennt und das Batteriefach geöffnet werden.

Fazit: Was bleibt zu sagen?

Das „tado° Smart Heizkörper Thermostat Starter-Kit V3“ (Link) hinterließ bei uns gemischte Gefühle. Auf der einen Seite gefiel uns die Aufmachung der Verpackung, die zahlreichen schriftlichen Hilfestellungen, das Heft für die Gerätaufkleber und auch das gute Regelverhalten der Thermostate. Auf der anderen Seite passten die zu kurzen Kabel, die Probleme bei der Einrichtung (siehe oben), das instabile Thermostatgehäuse und die noch etwas unvollständig wirkende App nicht zum sonst sehr kundenfreundlichen Konzept. Die App sollte aus unserer Sicht ein deutlich besseres Feedback bei auftretenden Fehlern bieten, damit Probleme schnell erkannt und beseitigt werden können. Darüber hinaus sollte auch der genaue Batteriestatus anzeigt werden. Auch die Bediensperre, welche beim Ausfall eines Thermostats in einem Raum mit mehreren Thermostaten auftritt, sollte möglichst rasch beseitigt werden. Richtig smart wird die Regelung erst dann, sobald Sensoren für Fenster und Türen verfügbar sind. Denn bei jeder Fensteröffnung die Heizkörper von Hand abzudrehen, ist per App nicht weniger nervig, wie durch einen Dreh am Heizkörperthermostat. Wir hoffen, dass die Probleme in naher Zukunft gelöst werden und wir diesen Ratgeber alsbald mit guten Neuigkeiten erweitern können.
 
Letzte Änderung am Sonntag, 12 November 2017 19:30

Fabian Richter

Fabian Richter ist ein Technikverrückter der ersten Stunde. Die Kombination aus einem Studium der technischen Informatik mit der früheren Ausbildung zum Anlagenmechaniker ermöglicht ihm eine ganzheitliche Sicht auf nahezu alle Bereiche der Technik. In den letzten Jahren war er im Bereich der Hardwareentwicklung und der technischen PR tätig...